Zitat: Leben, das ist das Allerseltenste in der Welt …
Bis zum dreißigsten Lebensjahr existierte ich nur, mit 31 fing ich an zu LEBEN. Es war ein langer harter, steiniger Weg, aber irgendwo in den Tiefen meiner Seele habe ich mich gefunden. Es war gar nicht mein Plan, sondern es passierte irgendwie.
SELBSTFINDUNG
Um sich wirklich selber zu finden, muss man sich erst einmal verlieren oder auf die Suche gehen. Die Reise ist lang (mehrere Jahre) und mit viel Schmerz, Erkenntnissen und Ehrlichkeit mit sich selbst verbunden. Man erfährt eben erst, wieviel man ertragen kann, wenn die Last immer schwerer wird. Wie oft höre ich “Ich kann alleine nicht glücklich sein.” uns halten nur die Grenzen, die wir uns selbst setzen, danach ist alles offen.
Wer einmal sich selbst gefunden hat, der kann nichts auf dieser Welt mehr verlieren.
Gerade die Singlephase ist hervorragend dafür geeignet, um sich selber näher kennenzulernen, ein neuer Partner ist da eher eine Ablenkung. Wie soll man sich auch SELBER FINDEN, wenn man ständig von einer anderen Person beeinflußt wird.
Erst sind es die Eltern und dann der Partner, aber wer bin ich wirklich? Diese Frage stellte mir letztens jemand, der schon seit der Jugend in einer Beziehung und Jahre verheiratet ist. Sich selber zu erkennen ist gar nicht so einfach. Da ist der Spiegel einer anderen Person vielleicht der einfachere Weg zu verstehen. Die andere Person zeichnet auf, was sie an einem mag und was ihr gehörig auf die Nerven geht. Würde man sich selbst nicht immer im Weg stehen. Andere können uns zwar unsere Schattenseiten aufzeigen, aber man selber ignoriert ganz gerne die blinden Flecken, die andere versuchen uns nahe zu bringen.
Sich selber ohne Ablenkung von außen zu erkennen, ist da oft effektiver und vor allem nachhaltiger. Etwas selber zu erkennen und BEWUSST wahrzunehmen prägt einen mehr, als von jemandem gesagt zu bekommen, dass es so ist.
Wer einmal den Menschen in sich begriffen hat, der begreift auch andere Menschen.
„Leben, das ist das Allerseltenste in der Welt – die meisten Menschen existieren nur.“
Es ist eines meiner Lieblingszitate von Oscar Wilde und ich kann das sehr gut nachvollziehen. Bis zum dreißigsten Lebensjahr existierte ich nur, mit 31 fing ich an zu LEBEN. Ich befreite mich von dem Korsett, welches andere für mich erschaffen hatten. Ich hinterfragte einfach mal alles, inklusive das Ergebnis – mich.
Unsere vier Persönlichkeiten
Warum will ich anderen helfen und warum helfe ich anderen mehr als mir, warum kann ich mich nicht abgrenzen, warum ist ein NEIN, so schwer für mich? Warum passiert das immer mir? Ein extremer Teil meiner depressiven Persönlichkeit. Passiv statt aktiv, jammern, hinnehmen als etwas zu verändern.
Deswegen wurde es Zeit den Gegentypus die schizoide Persönlichkeit etwas auszubauen – abspalten der Gefühle, etwas sachlicher und rationaler zu agieren, mit sich alleine zurecht zu kommen, nicht von anderen abhängig zu machen, Grenzen zu anderen Person ziehen. Mit einem Fünkchen der schizoiden Persönlichkeit lernt man selbst auf sich zu achten, ein wichtiger Bestandteil, um achtsamer mit sich umzugehen.
Auch meine zwanghafte Persönlichkeit, großes Sicherheitsbedürfnis, bei kleinsten Veränderungen aus der Ruhe gebracht zu werden, nach außen die Ordnung, den Schein zu wahren, sich selbst enorm unter Druck zu setzen, Perfektionismus und für alles die Verantwortung zu übernehmen, Kontrolle – brauchte eine Erneuerung. Dadurch erhielt ich die Leichtigkeit, die Gelassenheit.
Die hysterische Persönlichkeit, an der arbeite ich schon mein halbes Leben. Denn Extrem hält man sich irgendwann nicht mehr selber aus, ein Grund für den Freitod. Leben am Limit, keine Struktur oder Regeln, Unpünktlichkeit, immer im Mittelpunkt stehen, Neid, Hang zum Drama. Allerdings will ich mir diese Züge unbedingt bewahren – hohe Fähigkeit sich selbst zu behaupten, unternehmungslustig und gerne an alten Traditionen zu rütteln und dadurch etwas Neues erschaffen, die Pioniere von morgen. Schauspieler, Musiker, Künstler und Schriftsteller haben eine starke Tendenz zu dieser Persönlichkeit.
„Erkenne dich selbst“ stand schon auf dem Fries des Tempels von Delphi. Geprägt von den Eltern und deren gelebten Werte ist es an der Zeit zurückzuschauen und sich zu fragen: “Wer bin ich und wie bin ich das geworden?” Vielleicht ist es Zeit alte Verhaltensweisen zu ändern und eigene Werte zu erschaffen. „Eine Schlange, die sich nicht häutet, stirbt“ sagt Friedrich Nietzsche.
Existieren oder leben?
Oscar Wilde lebte von 1854 – 1900 und war ein egozentriker (hysterische Persönlichkeit), bewundert für seine Sprachgewandheit und bekannt durch seine extravaganten Auftritte und liebte die schönen Dinge. Ein Skandalautor, der immer wieder im prüden viktorianischen Großbritanien mit seinen Texten polarisierte. Mit seinem scharfsinnigen Humor legte er häufig Kehrseiten und Vorurteile, das Verhalten und unbequeme Wahrheiten der Gesellschaft offen. Um seine Homosexuallität machte er keinen hehl und trieb ihn in seinem Selbstfindungprozess an, immer mehr rückte das Für und Wider der Ehe künftig ins Zentrum seines Schreibens. Bei all seiner Andersartigkeit und Exzentrik, wollte er vor allem akzeptiert werden als das, was er war: ein Ire, ein Künstler und ein MENSCH.
“Der Welt erscheine ich, von meiner Seite absichtlich, bloß wie ein Dilettant und Dandy – es ist nicht klug, der Welt das eigene Herz zu zeigen – und wie ernsthaftes Verhalten die Tarnung des Trottels ist, ist Narrheit in ihren exquisiten Arten von Belanglosigkeit und Gleichgültigkeit und Mangel an Sorge das Gewand des schlauen Mannes. In solch einem geschmacklosen Zeitalter wie diesem brauchen wir alle Masken.”
Sein anders sein machte ihn berühmt, war aber auch sein Untergang – Im Jahre 1895 wurde er zu zwei Jahren Zuchthaus mit schwerer Zwangsarbeit verurteilt. Ausschlaggebend war sein Umgang mit männlichen Prostituierten. Diese Jahre ruinierten seine Gesundheit und drei Jahre nach seiner entlassung starb er in Paris.
Erst wenn ich meine Existenz mit meinen ganz individuellen (negativen wie positiven) Eigenschaften fülle, sie erkenne und mich auch annehme, so wie ich bin, werde ich zu dem, der ICH sein will. Ich lebe! Wenn ich lebe, gestalte ich mein Leben nach meinen Vorstellungen, mache das Beste aus den gegebenen Umständen und erLEBE BEWUSST.
Damals musste man jemand sein, der man sein sollte, heute darf man in immer mehr Ländern sein, wer man sein will. Ich denke das wollte Oscar Wilde mit seinem Zitat uns sagen – Sei der, der du sein willst und fange an das zu LEBEN.