Single – Beziehungsangst oder kein Bock auf eine Beziehung?
Single – Beziehungsangst oder kein Bock auf eine Beziehung? Gute Frage und nicht ganz einfach zu beantworten, denn das Resultat ist das gleiche, nur die Hintergründe unterscheiden sich. Während die einen potentielle Partner bewusst ablehnen, geschieht es bei anderen unbewusst, welches sich oft zu einem Verhaltensmuster entwickelt, mit dem man sich eher selten wirklich auseinander setzt.
Immer wieder höre ich den Satz_ “Er hat Angst vor einer Beziehung, der will sich nicht binden, der will seine Freiheiten nicht aufgeben.” Allerdings ist dieses Phänomen nicht nur den Männern zuzuschreiben. Während die Herren oft einen Rückzieher machen (aktive Bindungsangst), wenn es ernst wird, suchen die Damen sich gern immer wieder Exemplare aus, die sofort die Flucht ergreifen (passive Bindungsangst), sobald es auf etwas Festes hinausläuft.
Beziehungserfahrungen
Meine prägendste Beziehungserfahrungen verfolgt mich heute noch … sobald ein Mann sofort ein sehr starkes Interesse hat, mich ständig sehen will und gaaaaanz viel Zeit mit mir verbringen will und sich komplett nach mir richtet und sozusagen alles für mich tun würde – bekomme ich PANIK. Eine innere Stimme flüstert mir zu “Lauf Julia, lauf. Gedanklich habe ich dann schon meine Turnschuhe an, die, mit denen man so richtig sprinten kann. Zack, werde ich in die Vergangenheit zurück katapultiert, sofort spüre ich die schwere Last auf meinen Schultern.
Er wollte alles mit mir, er liebte mich so sehr, jede Entscheidung machte er von mir abhängig, alles drehte sich nur noch um mich, so dass seine Liebe mich erstickte. Er war nicht mehr der selbstbewusste Mann, den ich kennenlernte, er mutierte mehr und mehr zu einem Liebeszombie und hörte auf zu existieren. Die Antwort auf meine Distanz war Eifersucht und der Wunsch nach noch mehr Nähe. Das WIR war keine Bereicherung mehr, sondern wurde mehr und mehr zur Last. Mir ging es immer schlechter, damals mit Anfang zwanzig wusste ich nicht, wie ich damit umgehen sollte und buchte mit meiner Freundin spontan eine Reise. Die ersten Tage waren klasse, mir ging es richtig gut, von einem Moment auf den anderen fühlte ich mich befreit und dann reiste er mir nach und wieder war es da, dieses beklemmende Gefühl.
Nach ein paar Monaten entschied ich mich für die TRENNUNG, es zerreißt mir heute noch das Herz, wenn ich daran denke, wie er mit Tränen im Gesicht mich anflehte, ihm noch eine Chance zu geben. Die Tage darauf waren geprägt von “Bitte-komm-zu-mir-zurück-SMS” und “Ich-kann-nicht-ohne-dich-leben”-Anrufen. Ich blieb hart und je mehr von ihm kam, desto gemeiner und kühler wurde ich. Er konnte nichts mehr essen, es ging ihm zunehmend schlechter und drohte mit Selbstmord – und ich fühlte mich schuldig.
Ich schwor mir, NIE WIEDER WERDE ICH EINEM MENSCHEN SO WEH TUN. Seitdem weise ich alle Männer kategorisch ab, die Ambitionen dafür aufweisen, dass ich deren Sonne bin, um die sich deren Welt kreisen soll. Denn was ist, wenn die Sonne aufhört zu scheinen, dann stirbt die Welt und diese Verantwortung, will ich nie mehr tragen. Sie war so schwer und ich erhole mich immer noch davon.
Beziehungsangst
Ich denke, je älter man ist, desto mehr Ängste wohnen in einem. Ein immer wieder auf- und abbauendes Alarmsystem, welches vor Gefahren warnen soll. Aber woher kommen diese Ängste, oft fängt es schon in der Kindheit an, Streit in der Familie, Trennung der Eltern, später kommen dann noch unsere eigenen negativen Beziehungs-Erfahrungen hinzu, wie Einengung, Eifersucht, keine Entscheidungsfreiheit, keine Spontanität, das Gefühl für das Glück des anderen verantwortlich zu sein, sich in einer Beziehung verloren zu haben oder schmerzliche Trennungen.
Bei meiner Recherche bin ich auf verschiedene Anzeichen, die für eine Bindungsangst stehen können, fündig geworden. Meidung und Flucht sind hier gravierende Aspekte. Jedoch ist es jetzt besser bei sich zu bleiben und NICHT diese Anzeichen mit anderen Personen zu vergleichen. Denn auch hier gibt es nicht die eine absolute Wahrheit und bei anderen wären es nur reine Spekulationen.
- Man sucht sich unerreichbare Partner – vergeben, verheiratet, lockere Affären oder welche, die weit weg wohnen. (Vielleicht will man auch nur Spaß haben und wo die Liebe eben hinfällt.)
- Man geht keine engere Beziehungen ein.
- Derjenige, der sich für einen interessiert, nicht interessant ist. (Wobei man auch kein Flughafen ist und nicht jeder bei einem landen kann.)
- Man nach einer Trennung sehr schnell eine neue Beziehung eingeht.
- Man dem Partner gegenüber unnahbar ist und nicht über die Gefühle spricht.
- Man den Partner solange provoziert, bis er sich trennt. (Wie werde ich ihn los in zehn Tagen)
- Beziehungshopping, man Partner-wechsle-dich spielt und schnell feststellt, dass man seinen Partner doch nicht liebt.
- Man nicht heiraten und keine gemeinsamen Ziele festlegen will. (Heutzutage muss man nicht mehr heiraten)
- Man sich trennt, wenn es ernster wird wie – Zusammenziehen, Kinderplanung oder kurz vor der Hochzeit flüchtet.
- Man hohe, unerfüllbare Forderungen an den Partner stellt.
- Man sucht immer nach Fehlern beim Partner und Gründen für eine Trennung.
Wer unter Beziehungsangst leidet, wird in Partnerschaften immer wieder die gleichen Erfahrungen machen. Ängste sind wichtig, ohne sie wäre die Menschheit schon längst ausgestorben, aber wenn die Angst zu Hemmungen führt oder krankhafte Formen annimmt und uns in unserem Sein einschränkt, ist sie natürlich kontraproduktiv.
Kein Bock auf eine Beziehung
Nein, ich bin kein Beziehungsgegner, aber Befürworterin der unkomplizierten Beziehungen und die funktionieren am besten, wenn beide Partner in ihrem Leben komplett aufgeräumt haben. Schließlich räume und putze ich meine Wohnung blitzeblank, wenn jemand zum ersten Mal meine heiligen Hallen betreten darf. Es ist nur der äußere Schein, denn im Kern der Geschichte lauert oft das Chaos. Ich würde nie auf die Idee kommen, mit dem noch völlig fremden Herrn gemeinsam Ordnung zu schaffen. Mein Plan lautet erst einmal, alleine glücklich sein und dann zu zweit.
Denn nach der Trennung, war mein Fundament ganz schön erschüttert und hier und da musste es restauriert werden, damit ich wieder bei jeder Wetterlage fest im Boden verankert bin und nicht beim kleinsten Sturm wie ein Kartenhaus zusammenbreche. Denn eins ist gewiss, es werden immer wieder Stürme kommen und über einen hereinbrechen, das Leben ist genauso unbeständig wie das Wetter.
Jetzt bin ich ein glücklicher Single. Ich genieße es, abends allein auf der Couch zu sitzen. Meine Lieblingsstellung im Bett ist der Seestern – sich in die Mitte des Bettes zu legen, Arme und Beine auszustrecken und keiner, der einem in die Quere kommt. Meine linke Bettseite ist momentan mein zweiter Kleiderschrank, manchmal haben meine Klamotten mehr Platz als ich, die meckern aber nicht, wenn ich sie nachts aus dem Bett schiebe.. Ich mag die hormonregulierte Phase, kein nervenaufreibendes Hin und Her, oder einen liebenswürdigen Zeitfresser, der mich von meinen Zielen ablenkt. Ich weiß, viele haben gerade damit ein Problem, allein zu sein, aber auch hier ist unser Gehirn manipulierbar, indem man das Positive hervorhebt, es gibt immer Vor- und Nachteile, also warum sich ständig die Nachteile vor Augen halten? Bei mir war die Umprogrammierung anscheinend erfolgreich.
Beziehungen bedeuten Arbeit und gerade fließt all meine Energie in mich und meine Pläne und wenn ich mich verliebe, rutschen die wieder ganz nach hinten. Ich brauche keinen Mann, um glücklich zu sein. Nichts bekommt man geschenkt, schon gar nicht das Glücklichsein, es ist ein hart erarbeiteter Zustand, für den ich bzw. man selbst verantwortlich ist, ja, jeder ist der Architekt seiner eigenen Zufriedenheit und Unzufriedenheit. Von Anfang an sollte man dazu bereit sein, bevor ich etwas Halbherziges eingehe, kann ich es auch lassen.
Artikel dazu: Ich brauche keinen Mann zum Glück, es hat sich etwas verändert, heute haben wir die Möglichkeit, weder finanziell noch emotional von einander abhängig zu sein. Die Selbstverwirklichung und die Selbstliebe nehmen zu, alte Traditionen werden gebrochen und neue erschaffen.
Mein Singledasein ist eine bewusste Entscheidung für mich, als Solistin ist man nicht immer hauptsächlich auf der Suche nach einem neuen Partner. Das Singleleben ist eine wichtige Phase, bei der man mal sein Leben neu überdenken kann, die Zeit, in der man die letzte Trennung verarbeitet, sich darüber Gedanken macht, was will ich vom Leben und was kann ich bieten, wer bin ich und wer passt wirklich zu mir? Es ist die Zeit für Veränderungen, denn eine Trennung bedeutet immer einen Neuanfang.
Herrje, jetzt habe ich die ganze Sache noch komplizierter gemacht, neben Beziehungsangst, oder er steht nicht auf mich, füge ich jetzt noch kein-Bock-auf-eine-Beziehung hinzu, ich sage es ja, das Singleleben ist und bleibt sehr abwechslungsreich und Single ist nicht gleich Single.
Tja, und dann passiert es plötzlich, der Blitz schlägt ein, unerwartet und völlig ungeplant, noch gewollt – man verliebt sich und es beruht auf Gegenseitigkeit und man steht vor der Frage – kann ich beides haben, meine Verwirklichung der Pläne und eine Beziehung?
Wie denkt ihr darüber? Sind viele beziehungsunfähig, haben Beziehungsangst und gibt es Singles, die gerade auch keinen Bock auf eine Beziehung haben? Ich freue mich über Eure Kommentare.
Weiterer Lesestoff für Euch:
Generation – Beziehungsunfähig (Beziehungsunfähig durchgestrichen) zwischen den Stühlen, die Zeit zwischen alten Traditionen & Werten und der Selbstliebe, bei dem viele immer noch nicht ihren Platz gefunden haben und rastlos nach etwas suchen, was ihnen Halt gibt.
Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht. Derzeit bin ich freiwillig single und glücklich damit. So glücklich, dass ich nicht aktiv nach einer Beziehung suche und es sich allgemein so anfühlt, als ob mir eine Last von den Schultern genommen wurde, seitdem ich’s nicht mehr drauf anlege. Ich hab gelernt, dass eine Beziehung eine nette Ergänzung zum eigenen Leben sein *kann*, aber sicher nicht immer ist. Ich finde, dass die Medien (Musik, Filme, Bücher, Serien, etc.) romantische Liebe überzeichnen. Die Realität ist ernüchternder und es ist gut, wenn man das durch eigene Erfahrungen erkannt hat. Und vor allem, wenn man keine Beziehung *braucht*, denn das ist mehr eine Form von Abhängigkeit und, in machen Fällen, sogar Sucht. Grundsätzlich sollte man lernen, sich um sich selbst zu kümmern, sich zu akzeptieren und dann ist es egal, was im Leben kommt, man kann glücklich sein. Abgesehen davon genieße ich es auch sehr, meine eigenen Ziele zu verfolgen, viel mit Freunden zu machen und gleichzeitig genug Zeit für mich selbst zu haben. Singlesein ist keine schlechte Sache und nix, wofür man sich schämen braucht.
Ich finde hier mein eigenes Denken, Gefühle und verhalten wieder und das obwohl ich ein Mann bin. Mittlerweile denke ich das uns das Verhalten der Monogamie anerzogen wird…. Oma und Opa haben das gelebt, meine Eltern haben dies auch versucht und ich bin noch früher daran gescheitert, ja sogar fast zerbrochen. Egal. Die meisten Menschen geben noch zuviel auf eine Beziehung. Man will jemand der möglichst viele interessen mit einem teilt und die freie Zeit mit einem verbringt. Kein Mensch kann zu 100% die bedürfnisse eines anderen erfüllen. Es lebe die Individualität! Ich glaube man selbst muss sich ein Konstrukt aus Freundschaften schaffen in denen man seine eigenen Bedürfnisse erfüllt. Für mich selbst ist dazwischen die Zeit für mich selbst ganz wichtig geworden. Jetzt läuft im Kopf “das Lied vom Scheitern” was dieses verlangen nur primitiv aber direkt auf den Kopf trifft. Alles in einem ist eine Partnerschaft für mindestens 7 Jahre erforderlich. Sonst gäbe es wohl kein neues leben. Primitiv betrachtet (und das sind wir im Kern nach wie vor) streben wir alle nur den Selbsterhalt/ Fortpflanzung an. Nach den verflixtem 7ten Jahr ist der nachwuchs selbst dazu in der Lage sich Nahrung zu suchen und man braucht kein anderen mehr.
Selbsterhalt hab ich gesichert und jetzt lebe ich einfach nur mein Leben= alleine.
Was bringt mir eine Beziehung mit einer Frau? Nix
Was kostet mich eine Beziehung mit einer Frau? Nerven, Zeit, Geld.